Donnerstag, 7. März 2024

Fossilienfunde aus dem Rheinischen Braunkohlen-Revier

Vortrag von Werner Gehlert zum Heimatabend des Finsterwalder Heimatkalenders im März 2024

Unspektakulär in der Ankündigung, entwickelte sich zum Heimatabend des Finsterwalder Heimatkalender eine spannende Reise durch das Braunkohlenzeitalter dreier Rheinischer Braunkohlentagebaue.

Werner Gehlert, Fachmann für Fossilien Rheinischer Braunkohlen,
beim Vortrag am 01. März 2024, im Finsterwalder Heimatkalender.
Los ging es im Tagebau Hambach, mit einer kurzen Einführung zur Geologie des Tagebaues und des Reviers.

Fotografischer Blick in den Tagebau Hambach, mit geologischen Eck-Daten.
Näheres zum Rheinischen Kohlerevier unter Wikipedia: 
Rheinisches Braunkohlenrevier

Bei einer Sohlentiefe von 400 Metern, ist Hambach der tiefste Braunkohlentagebau in Deutschland. Mit 7 abbauwürdigen Flözen sicher auch einer der ergiebigsten im Rheinischen Revier, auch was die Fossilien betrifft. Diese beginnen im unteren Miozän (ca. 16 Mill. Jahre) und reichen herauf bis zum Pliozän (ca. 1,5 Mill. Jahre) zurück. Zur Übersicht hier eine kleine Stratigraphische Tabelle.
Stratigraphische Tabelle Känozoikum.
Übrigens ist seit 2004 der Begriff Tertiär in der Geologie nicht mehr üblich. Heute sprechen die Fachleute vom Känozoikum.

Die Vielfalt besonders der Pflanzenfossilien überrascht. Vorgestellt wurden einige Beispiele folgender Blattfossilien:
- Ahorn
- Amberbaum
- Sumpfzypresse
- verschiedene Eichenarten
- Zelkova, Verwandte der Ulmen
- Pappeln
- Ginko, was eine Rarität darstellt
- Elsbeere
- Weinrebe
- Platanen
- Lindenverwandte

Ahorn-Blattfossilien Rheinische Braunkohle.
Aber auch mal Unbekanntes, das seinen Weg ins Museum gefunden hat.

Verwandte der Ulmen und Unbekanntes oben rechts.
Wie Herr Gehlert erläutert, sind die Fossilien aufgrund ihrer Inkohlung oft sehr fragil. Schon simples Trocknen kann zur Beschädigung und Zerfall führen. Es braucht also sorgsame Präparier-Maßnahmen und qualifizierte Lagerung der Blattfossilien.

Lindenverwandte, Sumpfzypresse und eine Besonderheit: Weidenblüten rechts.
Aber auch mineralisierte Blätterfossilien kommen vor. Vivianit, ein Eisenmineral, hat so manche Blattteile intensiv blau gefärbt.

Mit dem Mineral Vivianit blau verfärbte Blattfossilien aus der Rheinischen Braunkohle.
Da Braunkohlen meist in Sumpfgebieten entstanden, konnte Werner Gehlert auch Fossilien von Schwimmfarnen und Seerosen zeigen.

Nach der Vorstellung der beiden weiteren Tagebaue Garzweiler und Inden, ging es zu fossilen Samen von Sequoia (Küstenmammutbaum), Fichtenzapfen, Magnolien, Hickory-Nüssen u.v.m.

Steinkerne verschiedener Samen.
Natürlich hinterließen Pflanzen auch fossile Wurzelstöcken und ganze inkohlte Baumstämme. Ein neun Meter langes Beispiel wurde im Foto gezeigt. Dessen Präparierung mit Polyethylen-Glykol scheiterte aber. Beim Aufteilen zerfiel der Mammutbaumstamm.

Mammutbaumstamm neun Meter lang und seine missglückte Präparierung.
Vorgestellt wurden auch verschiedenen Tierfossilien wie Bachflohkrebse, Fischreste, Schnecken und Reste eines vermutlichen Biberkiefers.

Da Tiere auch im Miozän schon Spuren hinterließen, gab es Grab- und Fraßspuren verschiedener Art in Hölzern zu sehen. So haben es Bohrmuscheln bis in die Flöze der Braunkohle geschafft.

Verschiedene Bohr- und Fraßspuren im fossilen Holz.
Im Tagebau Garzweiler wurde ein ganzer Horizont an Wohnkammern von Krebsen gefunden. Er zeugt von einem Meereseinbruch zwischen den Kohleflözen.

Wohnröhren von Krebsen der Gattung Ophiomorpha isp.
Dazu eine geologische Besonderheit, Kegel-Quarzit. Auf seine Entstehung ging Werner Gehert besonders ein und hatte auch ein sehr schönes Exemplar mitgebracht.

Hut- oder Kegelquarzit.
Ihre Entstehung haben sie einer festen Unterlage zu verdanken. Auf diese setzte sich feiner Quartzsand auf. Als Bindemittel dienten Kieselsäure oder auch andere Mineralien wie Limonit, ein Eisenmineral. Nachdem das übrig gebliebene Lockermaterial entfernt war, blieben die eigenartigen kleinen Kegelquarzite übrig.

Von den empfindlichen Blattfossilien abgesehen, lagen an diesem Heimatabend auch Fossilien zum Anfassen bereit. Dazu zählten verschiedene Arten an fossilen Nüssen, Samen, Baumpilzen und ein besonders schöner großer Pinienzapfen.

Mitgebracht: Verschiedene tertiäre Braunkohlenfossilien zum Anfassen.
Sehr schöne Exemplare vorgestellter Fossilien der Rheinischen Braunkohle.. 
Sehr interessant, Hamstern ist nicht nur eine Eigenschaft des Menschen. Schon im Tertiär haben sich Tiere darauf verlegt und in einem holen Baumstamm eine bestimmte Samenart gehamstert. Um welches Tier es sich gehandelt haben könnte war leider nicht zu ermitteln.

Einen alten Bekannten aus Lauchhammer gab es auch zu sehen.

Die bekannte Förderbrücke aus Lauchhammer.
Spannende 90 Minuten später stand Fachmann Gehlert für Fragen zur Verfügung, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde.

Werner Gehlert bei der Erläuterung der Entstehung der Kegel-Quarzite.
Ein gelungener Abend beim Finsterwalder Heimatkalender.

Wer sich weitere Fossilien aber auch Edelsteine, Mineralien, schöne Gesteine und sogar Schmuck 
aus aller Welt ansehen möchte, hat am Samstag den 20. April 2024 ab 10:00 Uhr, in der Gaststätte Griebner in Klingmühl /Niederlausitz, die Gelegenheit. Eintritt ist frei. Über eine kleine Spende für die weitere Arbeit freut sich die Vereinskasse natürlich.
Die Veranstaltung ist für Kinder ab dem Grundschulalter geeignet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen