Samstag, 3. Februar 2024

50 000 Jahre Bergheide/Gohra und Klingmühl.

Ein Vortrag aus der Reihe „Zur Ortsgeschichte“ Klingmühl

Vor einem gut gefüllten Saal der Gaststätte Griebner, startete am Freitag, den 2. Februar 2024, ein Heimatabend des Finsterwalder Heimatkalenders mit ungewöhnlichem Thema. Fünfzigtausend Jahre Ortsgeschichte der beiden Orte Gohra und Klingmühl. Wobei Bergheide der eingedeutschte Begriff des slawischen Ortes Gohra darstellt.
Gut gefüllter Saal der Gaststätte Griebner in
Klingmühl /Niederlausitz.
Manfred Rothe als Vortragender und Maik Dietrich als Autor, haben den interessanten Streifzug durch die Geschichte der beiden Ortschaften entwickelt. Mit diesem Vortrag startet eine ganze Reihe weiterer Vorträge die sich mit der Entwicklung der Region um die beiden Orte befasst, wie Maik Dietrich ausführt.
Manfred Rothe links und Maik Dietrich rechts.
Mit der Klärung des Höhenunterschiedes zwischen dem Finsterwalder Becken im Norden und Nordwesten zur Klettwitzer Hochfläche, beginnt der Exkurs. Es sind rund 70 Meter.

Als Ergebnis der Saale 2 Kaltzeit-Randlage, war die Tertiäre Hochfläche wohl schon vor 50 000 Jahren ein interessanter Lebensraum. Mit einer Feuerstein-Handspitze kann die erst Besiedlung in die Zeit der Neandertaler eingeordnet werden. So ist zumindest aus den Forschungen der letzten Jahre zu entnehmen.
Handspitze aus Feuerstein der Neandertaler um Bergheide /Gohra.
In raschen Schritten ging es in der folgenden Stunde über die Werkzeugfunde am Weimerstieg der Altsteinzeit vor 15 000 Jahren, über die Siedlungsreste von vor 12 000 bis 10 000 Jahren, zu den Feuersteingruben an den Terrassen um Bergheide. Um die bis 2,50 Meter tief liegenden Feuersteinhorizonte aus dem Tertiär zu erreichen, haben die Siedler der Steinzeit Bergwerke angelegt. Mit den simplen Grabhacken aus Hirschgeweihen, sicher eine sehr mühevolle Sache.
Manfred Rothe erläutert die archäologischen Fundpunkte in der Gemarkung Klingmühl.
Auch die Fundumstände und Bergungen wurden von Manfred Rothe beleuchtet. Manchmal abenteuerlich und ohne die wohlwollende Unterstützung von Baggerfahrern, Raupenfahrern und aufmerksamen Schülern, sicher so nicht zu bewältigen.

20:30 Uhr, wir sind im Jahr 3 500 v. u. Zeit angekommen. Urnengräber haben mit neuen Siedlern rund um Bergheide und Klingmühl Einzug gehalten. Pumpenriegel und Rodungen im Vorfeld des heranrückenden Klettwitzer Tagebaus, boten Archäologen viele Möglichkeiten für Bodenfunde.
 Jungsteinzeitliches Urnengrab bei Bergheide.
Und diese ermöglichten den Forschern viele neue Erkenntnispunkte zur Siedlungsgeschichte. Ständige Siedlungen sind im Gefolge der Erwärmung an den Hängen der Klettwitzer Tertiär-Hochfläche entstanden. Wegen der sauren Kiese und Sande der Hochfläche, haben sich Knochen nicht erhalten. Es mussten von den Archäologen also andere Spuren ausgewertet werden. Beispielsweise Leichenschatten im Boden.

Um 2 800 v. u. Zeit tauchte ein Tongefäß mit ersten Schriftzeichen oder Symbolen auf. Doch bis heute ist die Deutung der zwölf Zeichen nicht gelungen. Nur aus Sachsen sind auf einem kleinen Becher vergleichbare Zeichen bekannt geworden.

Nach einem größeren Sprung in der Zeit, durchzogen im 5. Jahrhundert germanische Stämme die Region. Sie hinterließen jedoch wenig Fundmaterial. Im 7. Jahrhundert folgten schrittweise slawische Stämme. Ihre grauen Keramiken sind rund um Bergheide nachgewiesen.

20:45 Uhr. Im 12. Jahrhundert treffen Deutsche Siedler ein und sind bis heute geblieben. Sie und ihre wendischen Nachbarn hinterlassen markante Holzblockhäuser. Einige davon im 18. Jahrhundert entstanden, überstanden die Zeit bis zur Devastierung. Auch ein gegenüber der Gaststätte Griebner befindliches Haus aus dieser Zeit, fiel der Beräumung des Ortes zum Opfer oder zog als Museumsgebäude nach Lehde in den Spreewald um.

Doch nicht nur die Besiedlungsgeschichte ist interessant. Geologisch hat die Region auch einiges zu bieten. Manfred Rothe machte einen Abstecher zu den Blättertonen und Geschiebemergeln der tertiären Klettwitzer Hochfläche.
Geschiebemergel-Aufschluss mit Haifischzähnen. Klettwitzer Tertiär-Hochfläche südlich Bergheide.
Sie enthielten reiche Funde an Pflanzenfossilien, Gipsrosen und Haifischzähnen. Mehr dazu zum nächsten Heimatabend am 01. März 2024 im Altnaundorf in Finsterwalde /Niederlausitz. Ein ausgesprochener Experte für tertiäre Fossilien wird an dem Abend referieren.

Geologisch ist das noch nicht alles. Edelstein-Funde rund um Klingmühl, Bergheide und den Kiesgruben dazwischen, war ein weiteres Stichwort. Achate, Turmaline, Bergkristall, Amethyste, versteinerte Hölzer, Bernstein und selbst sogenannter Hornstein, ein polierbarer Kieseltorf. Und das alles in verschiedenen Farbvariationen.

In einem Sonderheft, dem Bergheider Heft Nr. 8, werden Beispiele der gefundenen Edelsteine und Halbedelsteine in einfacher Form vorgestellt.
Heft Nr. 8 der Bergheider Hefte.
Eine Reihe Sonderhefte des Finsterwalder Heimatkalender.

Manfred Rothe mit dem Sonderheft über
Funde von Schmucksteinen.
Auf der nächsten Finsterwalder Mineralien- und Fossilienbörse, am Samstag den 20. April 2024, können ähnliche Fundstücke erworben werden.

20:05 Uhr. Nach einer interessanten Stunde Vortrag, klingt der Abend mit den Fragen der Besucher aus.
Fragen der Zuhörer werden beantwortet.