Sonntag, 2. Juni 2024

Himmelfahrts Radwanderung 2024

Finsterwalder Heimatkalender auf Tour durch Finsterwalde – Massen – Tanneberg – Möllendorf und Ponnsdorf

Von seltsam mobilen Grenzsteinen, historischen Grabsteinen, einer Brauerei, Bratwürsten, anstehenden Hochzeiten, historischen Feldern, einem vergessenen jüdischen Friedhof und zwei alten Niederlausitzer Wall-Burgen.

Treffpunkt Herta-Klause in Finsterwalde /Niederlausitz
Bereits zum Anfang des Jahres hatte der Verein zur Förderung des Finsterwalder Heimatkalenders e. V. über die Tour recherchiert. Folglich wurde es ein umfangreiches Programm. Natürlich mit interessanten Themen.

Start war am Eingang der Herta-Sportplatzes. Noch mit kleinerer Gruppe, die aber im Laufe der Radwanderung noch anwachsen sollte.

Weitere Heimatfreunde stoßen dazu.
Erste Station an der Ecke Bayernstraße/ Dresdner Straße, ein Grenzstein zwischen den Gemarkungen Finsterwalde und Nehesdorf. Doch dieser wies eine seltsame Mobilität auf und schien besucherscheu zu sein.

Gut versteckt, Grenzstein Gemarkungsgrenze
Finsterwalde /Nehesdorf
Trotz seines ordentlichen Gewichtes hatte er sich von der Gemarkungsgrenze deutlich entfernt und auf dem anliegenden Grundstück hinter eine Tanne versteckt. Sehr zum Missfallen der beiden anwesenden Bodendenkmalpfleger. Hier wird es wohl noch Post geben.

Mit Sportsgeist das Vorauskommando auf dem Weg nach Massen.
Weiter führte der Weg ins Industriegebiet Massen, zum Georgsberg. In dem historischen  Sumpfgebiet hatten die Grundherrn von Betten, von Butyn, 1104 eine Wallburg unterhalten. Offenbar aufbauend auf einer slawischen Wallanlage, hatten die Ritter die Herrschaft über die umliegenden Ort übernommen. Doch bei den Ausgrabungen im Umfeld der Burg wurden nur Scherben deutscher Besiedlung und germanische Eisenschlacken gefunden. Slawischen Tonscherben bisher nicht. Mehr zur Burg in einem Heft zur Himmelfahrts-Radwanderung des Finsterwalder Heimatkalender aus dem Jahr 2005.

Historische Wallanlage "Georgsberg" in Massen bei Finsterwalde.
In DDR-Zeiten hatte ein LPG-Vorsitzender, in Unkenntnis der historischen Umstände, mit Hilfe seiner Planierraupe ein Bodensilo daraus gemacht. Daher auch die heutige Zweiteilung der Wallanlage. Bedauerlich, da damit auch zahlreiche Bodenfunde im Umfeld der Wallanlage verloren gegangen sind.

Nach einer kurzen Pause ging es weiter zum Turm in Massen.

Zwischendurch gab es noch einen Blick in den Dschungel entlang des Sumpfgrabens, einen Zufluss zum Ponnsdorfer Graben.

Sumpfgraben-Dschungel in Massen.
Ein Teil der Heimatfreunde des Finsterwalder Heimatkalenders
vor dem Massener Turm.
Ein Gebäude was sicher mal als Mühle gedacht war, aber zum Trockenturm für Roh-Töpferwaren umgenutzt worden ist, was viele kleine Tonstäbchen im Umfeld des Turmes belegen. Auf denen wurden die Töpferwahren zum trocknen aufgestellt.

Vorbei an Europas größter Klobürste, wie die strahlende Schraube in der Bevölkerung genannt wird, der Kirche in Massen und dem Riedgraben-Teich zwischen Bahnübergang und Tanneberg, führte der Weg zum Landgasthof Tanneberg und der ersten Rast.

Rast im Landgasthaus Tanneberg.
Gestärkt führte der Weg zum Friedhof auf dem Tanneberger Eiskeller. Es dürfte der am höchsten gelegene Friedhof in der Region Finsterwalde sein. Hier hoffte der Verein zwei historische Grabsteine aus dem 18. Jahrhundert zu finden. Doch leider hat die Gemeinde Massen ihr Versprechen diese Grabsteine hier aufzustellen, noch nicht umgesetzt. Zu dem Fund der Grabsteinen später mehr.

Grabanlage Alfons und Ursula Sonntag.

Dafür war Gelegenheit das Grab der Familie Sonntag zu besuchen. Anschließend wurde noch der historische Teil an der Südseite des Friedhofes wurde besichtigt.

Historischer Teil des Tanneberger Friedhofes.
Von dort bietet sich den Heimatfreunden eine gute Aussicht Blick über die Riedgrabensenke mit ihrem Teich.

Blick vom Eiskeller in die Riedgrabensenke.

Einige Heimatfreunde vor dem Weltkriegsdenkmal auf dem Tanneberger Eiskeller.
Nächster Halt, Brauerei Brauerei Quassnigk, Tanneberg. Leider ohne Bier oder Doppelkaramel. Denn schon vor vielen Jahren schloss die 1876 gegründete kleine Brauerei. Immerhin waren deren Biere mal recht beliebt.

Eintreffen vor der ehemaligen Brauerei Quassnigk in Tanneberg. Im Hintergrund noch der Telegrafenmast am Giebel.
Leider war der aktuelle Eigentümer des Grundstücks der Brauerei nicht anzutreffen.

Einen Kilometer weiter an der Kreuzung Gröbitz – Birkwalde / Möllendorf – Tanneberg der nächste Stopp. Doch erst mal gab es, außer gut bestellter Felder, nichts zu sehen. Dabei befindet sich im Boden darunter ein historischer Friedhof. Zwei von Heimatfreund Steffen Vogel entdeckte historische Grabsteine, belegen das. Datiert wurden sie auf Anfang des 18. Jahrhunderts. Gegenwärtig sollen sie sich in der Verwahrung der Amtsgemeinde Massen befinden. Mehr war leider nicht zu ermitteln.

Das mehrere Dörfer in historischen Zeiten Gemeinschaftsfriedhöfe betrieben, war nach Auskunft von Manfred Rothe nicht ungewöhnlich. Erleichterte das doch die Unterhaltung der Anlagen deutlich.

Bevor es zur nächsten historischen Wallanlage geht, herzlicher Empfang am Bahnhof Möllendorf.

Historischer Bahnhof Möllendorf /Niederlausitz.
Mittagspause im Festzelt Bahnhof Möllendorf.
Zu den Heimatfreunden gesellte sich ein schnurrender Vierbeiner.

Die Bahnhofskatze in Möllendorf.

Schon in historischen Zeiten hatten Bahnhöfe und Stellwerke Katzen. Der Grund: Viele offene Kanäle für Kabel und Weichen- oder Signaldrahtzugleitungen. Eine Einladung für allerlei Ungeziefer. Anfang der Neunziger Jahre wurde der Betrieb der Eisenbahnstrecke eingestellt. Doch die Bahnhofskatze tut offensichtlich ihren Dienst bis heute.

Wer Möllendorf besucht, muss auch die Wallanlage aus slawischen Zeiten gesehen haben. Zumindest die Hälfte die davon noch übrig ist. Denn die östliche Hälfte wurde irgendwann abgetragen.

Innenseite der slawischen Wallanlage Möllendorf  /Niederlausitz.
In Mitten der verbliebenen westlichen Hälfte der 1 200 Jahre alten Wallanlage, steht ein Weltkriegsdenkmal.

Zugewachsen, das Weltkriegsdenkmal aus ergrautem
Meißner Granit.
Möllendorf /Niederlausitz.
Leider sehr vernachlässigt und zugewachsen. Lobenswert, der Eigentümer der Fläche hat den Innenbereich der Anlage ordentlich gemäht.

Einer der Heimatfreunde entdeckte einen Sandsteinfindling mit violetten kleinen Flecken. Nach kurzer Besichtigung stellte er sich als Jotnischer Sandstein heraus. Alter zwischen 1,42 bis 1,27 Milliarden Jahre. Also nicht gerade ein alltäglicher Fund.

Weiter führte der Weg nach Ponnsdorf. Ziel war eine kurze Dorfbesichtigung. Doch in Anbetracht der brennende Mittagssonne, nahm man davon Abstand.

Gasthaus Ponnsdorf /Niederlausitz.
Dafür entschädigte eine fröhliche Jungesellinnenrunde unter dem Vordach der Gaststätte. Auf Nachfrage stellte sich heraus, die fröhliche Frauenrunde verdiente sich einen kleinen Zuschuss für die am Abend stattfindende Jungesellinnen-Feier.

Die Freundinnen der Braut der beim Ausschank.

Natürlich gabs erfrischende Getränke.
Zur Freude aller fand im Storchennest über dem Dorfanger gerade der Schichtwechsel statt.

Storch-Schichtwechsel über dem Dorfanger Ponnsdorf.
Noch ein anderer Aushang erregte Aufmerksamkeit. Das Bierpong Turnier, was der Ponnsdorfer Jugendclub organisiert. Auch eine gute Idee.

Bierpong-Turnier Ponnsdorf.
Einige Bratwürste und Getränke später ging es weiter in Richtung Süden, zur ehemaligen Kohlegrube Birkenwäldchen. Der Ältesten Kohlegrube der Stadt Finsterwalde. Heute eine Gaststätte mit einem Teich davor. Auf dem Weg dahin fanden die Heimatfreunde in den Wäldern beiderseits des Wegs Spuren mittelalterlicher Hochäcker. Wie es zu den mittelalterlichen Hochäckern kommt, hier eine Erklärung: Mittelalterliche Hochäcker

Aufgrund der ungewöhnlich hohen Preise der Gaststätte, entschlossen sich die Heimatfreunde nach kurzer Rast weiter zu fahren. Letztes Ziel der Tour des Finsterwalder Heimatkalenders, die ehemalige Siemens-Siedlung im Finsterwalder Norden. Heute ist dieser Teil Bestandteil der Heimstättensiedlung.

Entdeckung am Wegesrand, markante Kunst in der Heimstättensiedlung.

Kunst in der Heimstättensiedlung.
Markantes Gebäude im Zentrum ist ein etwa zu einem Drittel in den Boden eingelassener Flachbau.

Teilweise im Boden versenkt, eine der Produktionsstätten der Siemens-Fabrik.
Auffällig seine quadratischen Fenster. In der Umgebung mehrere Flache Wohngebäude. Sie alle waren in der Nazizeit Bestandteil eines Komplexes zur Herstellung von Elektromotoren.

Eine freundliche Nachbarin gab Auskunft über die Geschichte des Gebäudes. In einem späteren Heimatkalender soll mehr darüber berichtet werden.

Aufmerksam verfolgen einige Heimatfreunde den Ausführungen der Nachbarin.
Mittlerweile ist es Nachmittag. Es geht zurück in die Stadt, vorbei an einem etwas verwilderten Gelände am Westring.

Letzter Halt, ehemaliger Jüdischer Friedhof Finsterwalde.
Bei einem letzten Halt erläuterte Manfred Rothe noch das sich an dieser Stelle mal ein historischer jüdischer Friedhof der Stadt befunden haben soll. Irgendwelche Spuren sind davon nicht mehr zu entdecken.

Damit endete eine sehr interessante Himmelfahrts-Radwanderung 2024 des Finsterwalder Heimatkalender.

Donnerstag, 7. März 2024

Fossilienfunde aus dem Rheinischen Braunkohlen-Revier

Vortrag von Werner Gehlert zum Heimatabend des Finsterwalder Heimatkalenders im März 2024

Unspektakulär in der Ankündigung, entwickelte sich zum Heimatabend des Finsterwalder Heimatkalender eine spannende Reise durch das Braunkohlenzeitalter dreier Rheinischer Braunkohlentagebaue.

Werner Gehlert, Fachmann für Fossilien Rheinischer Braunkohlen,
beim Vortrag am 01. März 2024, im Finsterwalder Heimatkalender.
Los ging es im Tagebau Hambach, mit einer kurzen Einführung zur Geologie des Tagebaues und des Reviers.

Fotografischer Blick in den Tagebau Hambach, mit geologischen Eck-Daten.
Näheres zum Rheinischen Kohlerevier unter Wikipedia: 
Rheinisches Braunkohlenrevier

Bei einer Sohlentiefe von 400 Metern, ist Hambach der tiefste Braunkohlentagebau in Deutschland. Mit 7 abbauwürdigen Flözen sicher auch einer der ergiebigsten im Rheinischen Revier, auch was die Fossilien betrifft. Diese beginnen im unteren Miozän (ca. 16 Mill. Jahre) und reichen herauf bis zum Pliozän (ca. 1,5 Mill. Jahre) zurück. Zur Übersicht hier eine kleine Stratigraphische Tabelle.
Stratigraphische Tabelle Känozoikum.
Übrigens ist seit 2004 der Begriff Tertiär in der Geologie nicht mehr üblich. Heute sprechen die Fachleute vom Känozoikum.

Die Vielfalt besonders der Pflanzenfossilien überrascht. Vorgestellt wurden einige Beispiele folgender Blattfossilien:
- Ahorn
- Amberbaum
- Sumpfzypresse
- verschiedene Eichenarten
- Zelkova, Verwandte der Ulmen
- Pappeln
- Ginko, was eine Rarität darstellt
- Elsbeere
- Weinrebe
- Platanen
- Lindenverwandte

Ahorn-Blattfossilien Rheinische Braunkohle.
Aber auch mal Unbekanntes, das seinen Weg ins Museum gefunden hat.

Verwandte der Ulmen und Unbekanntes oben rechts.
Wie Herr Gehlert erläutert, sind die Fossilien aufgrund ihrer Inkohlung oft sehr fragil. Schon simples Trocknen kann zur Beschädigung und Zerfall führen. Es braucht also sorgsame Präparier-Maßnahmen und qualifizierte Lagerung der Blattfossilien.

Lindenverwandte, Sumpfzypresse und eine Besonderheit: Weidenblüten rechts.
Aber auch mineralisierte Blätterfossilien kommen vor. Vivianit, ein Eisenmineral, hat so manche Blattteile intensiv blau gefärbt.

Mit dem Mineral Vivianit blau verfärbte Blattfossilien aus der Rheinischen Braunkohle.
Da Braunkohlen meist in Sumpfgebieten entstanden, konnte Werner Gehlert auch Fossilien von Schwimmfarnen und Seerosen zeigen.

Nach der Vorstellung der beiden weiteren Tagebaue Garzweiler und Inden, ging es zu fossilen Samen von Sequoia (Küstenmammutbaum), Fichtenzapfen, Magnolien, Hickory-Nüssen u.v.m.

Steinkerne verschiedener Samen.
Natürlich hinterließen Pflanzen auch fossile Wurzelstöcken und ganze inkohlte Baumstämme. Ein neun Meter langes Beispiel wurde im Foto gezeigt. Dessen Präparierung mit Polyethylen-Glykol scheiterte aber. Beim Aufteilen zerfiel der Mammutbaumstamm.

Mammutbaumstamm neun Meter lang und seine missglückte Präparierung.
Vorgestellt wurden auch verschiedenen Tierfossilien wie Bachflohkrebse, Fischreste, Schnecken und Reste eines vermutlichen Biberkiefers.

Da Tiere auch im Miozän schon Spuren hinterließen, gab es Grab- und Fraßspuren verschiedener Art in Hölzern zu sehen. So haben es Bohrmuscheln bis in die Flöze der Braunkohle geschafft.

Verschiedene Bohr- und Fraßspuren im fossilen Holz.
Im Tagebau Garzweiler wurde ein ganzer Horizont an Wohnkammern von Krebsen gefunden. Er zeugt von einem Meereseinbruch zwischen den Kohleflözen.

Wohnröhren von Krebsen der Gattung Ophiomorpha isp.
Dazu eine geologische Besonderheit, Kegel-Quarzit. Auf seine Entstehung ging Werner Gehert besonders ein und hatte auch ein sehr schönes Exemplar mitgebracht.

Hut- oder Kegelquarzit.
Ihre Entstehung haben sie einer festen Unterlage zu verdanken. Auf diese setzte sich feiner Quartzsand auf. Als Bindemittel dienten Kieselsäure oder auch andere Mineralien wie Limonit, ein Eisenmineral. Nachdem das übrig gebliebene Lockermaterial entfernt war, blieben die eigenartigen kleinen Kegelquarzite übrig.

Von den empfindlichen Blattfossilien abgesehen, lagen an diesem Heimatabend auch Fossilien zum Anfassen bereit. Dazu zählten verschiedene Arten an fossilen Nüssen, Samen, Baumpilzen und ein besonders schöner großer Pinienzapfen.

Mitgebracht: Verschiedene tertiäre Braunkohlenfossilien zum Anfassen.
Sehr schöne Exemplare vorgestellter Fossilien der Rheinischen Braunkohle.. 
Sehr interessant, Hamstern ist nicht nur eine Eigenschaft des Menschen. Schon im Tertiär haben sich Tiere darauf verlegt und in einem holen Baumstamm eine bestimmte Samenart gehamstert. Um welches Tier es sich gehandelt haben könnte war leider nicht zu ermitteln.

Einen alten Bekannten aus Lauchhammer gab es auch zu sehen.

Die bekannte Förderbrücke aus Lauchhammer.
Spannende 90 Minuten später stand Fachmann Gehlert für Fragen zur Verfügung, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde.

Werner Gehlert bei der Erläuterung der Entstehung der Kegel-Quarzite.
Ein gelungener Abend beim Finsterwalder Heimatkalender.

Wer sich weitere Fossilien aber auch Edelsteine, Mineralien, schöne Gesteine und sogar Schmuck 
aus aller Welt ansehen möchte, hat am Samstag den 20. April 2024 ab 10:00 Uhr, in der Gaststätte Griebner in Klingmühl /Niederlausitz, die Gelegenheit. Eintritt ist frei. Über eine kleine Spende für die weitere Arbeit freut sich die Vereinskasse natürlich.
Die Veranstaltung ist für Kinder ab dem Grundschulalter geeignet.

Samstag, 3. Februar 2024

50 000 Jahre Bergheide/Gohra und Klingmühl.

Ein Vortrag aus der Reihe „Zur Ortsgeschichte“ Klingmühl

Vor einem gut gefüllten Saal der Gaststätte Griebner, startete am Freitag, den 2. Februar 2024, ein Heimatabend des Finsterwalder Heimatkalenders mit ungewöhnlichem Thema. Fünfzigtausend Jahre Ortsgeschichte der beiden Orte Gohra und Klingmühl. Wobei Bergheide der eingedeutschte Begriff des slawischen Ortes Gohra darstellt.
Gut gefüllter Saal der Gaststätte Griebner in
Klingmühl /Niederlausitz.
Manfred Rothe als Vortragender und Maik Dietrich als Autor, haben den interessanten Streifzug durch die Geschichte der beiden Ortschaften entwickelt. Mit diesem Vortrag startet eine ganze Reihe weiterer Vorträge die sich mit der Entwicklung der Region um die beiden Orte befasst, wie Maik Dietrich ausführt.
Manfred Rothe links und Maik Dietrich rechts.
Mit der Klärung des Höhenunterschiedes zwischen dem Finsterwalder Becken im Norden und Nordwesten zur Klettwitzer Hochfläche, beginnt der Exkurs. Es sind rund 70 Meter.

Als Ergebnis der Saale 2 Kaltzeit-Randlage, war die Tertiäre Hochfläche wohl schon vor 50 000 Jahren ein interessanter Lebensraum. Mit einer Feuerstein-Handspitze kann die erst Besiedlung in die Zeit der Neandertaler eingeordnet werden. So ist zumindest aus den Forschungen der letzten Jahre zu entnehmen.
Handspitze aus Feuerstein der Neandertaler um Bergheide /Gohra.
In raschen Schritten ging es in der folgenden Stunde über die Werkzeugfunde am Weimerstieg der Altsteinzeit vor 15 000 Jahren, über die Siedlungsreste von vor 12 000 bis 10 000 Jahren, zu den Feuersteingruben an den Terrassen um Bergheide. Um die bis 2,50 Meter tief liegenden Feuersteinhorizonte aus dem Tertiär zu erreichen, haben die Siedler der Steinzeit Bergwerke angelegt. Mit den simplen Grabhacken aus Hirschgeweihen, sicher eine sehr mühevolle Sache.
Manfred Rothe erläutert die archäologischen Fundpunkte in der Gemarkung Klingmühl.
Auch die Fundumstände und Bergungen wurden von Manfred Rothe beleuchtet. Manchmal abenteuerlich und ohne die wohlwollende Unterstützung von Baggerfahrern, Raupenfahrern und aufmerksamen Schülern, sicher so nicht zu bewältigen.

20:30 Uhr, wir sind im Jahr 3 500 v. u. Zeit angekommen. Urnengräber haben mit neuen Siedlern rund um Bergheide und Klingmühl Einzug gehalten. Pumpenriegel und Rodungen im Vorfeld des heranrückenden Klettwitzer Tagebaus, boten Archäologen viele Möglichkeiten für Bodenfunde.
 Jungsteinzeitliches Urnengrab bei Bergheide.
Und diese ermöglichten den Forschern viele neue Erkenntnispunkte zur Siedlungsgeschichte. Ständige Siedlungen sind im Gefolge der Erwärmung an den Hängen der Klettwitzer Tertiär-Hochfläche entstanden. Wegen der sauren Kiese und Sande der Hochfläche, haben sich Knochen nicht erhalten. Es mussten von den Archäologen also andere Spuren ausgewertet werden. Beispielsweise Leichenschatten im Boden.

Um 2 800 v. u. Zeit tauchte ein Tongefäß mit ersten Schriftzeichen oder Symbolen auf. Doch bis heute ist die Deutung der zwölf Zeichen nicht gelungen. Nur aus Sachsen sind auf einem kleinen Becher vergleichbare Zeichen bekannt geworden.

Nach einem größeren Sprung in der Zeit, durchzogen im 5. Jahrhundert germanische Stämme die Region. Sie hinterließen jedoch wenig Fundmaterial. Im 7. Jahrhundert folgten schrittweise slawische Stämme. Ihre grauen Keramiken sind rund um Bergheide nachgewiesen.

20:45 Uhr. Im 12. Jahrhundert treffen Deutsche Siedler ein und sind bis heute geblieben. Sie und ihre wendischen Nachbarn hinterlassen markante Holzblockhäuser. Einige davon im 18. Jahrhundert entstanden, überstanden die Zeit bis zur Devastierung. Auch ein gegenüber der Gaststätte Griebner befindliches Haus aus dieser Zeit, fiel der Beräumung des Ortes zum Opfer oder zog als Museumsgebäude nach Lehde in den Spreewald um.

Doch nicht nur die Besiedlungsgeschichte ist interessant. Geologisch hat die Region auch einiges zu bieten. Manfred Rothe machte einen Abstecher zu den Blättertonen und Geschiebemergeln der tertiären Klettwitzer Hochfläche.
Geschiebemergel-Aufschluss mit Haifischzähnen. Klettwitzer Tertiär-Hochfläche südlich Bergheide.
Sie enthielten reiche Funde an Pflanzenfossilien, Gipsrosen und Haifischzähnen. Mehr dazu zum nächsten Heimatabend am 01. März 2024 im Altnaundorf in Finsterwalde /Niederlausitz. Ein ausgesprochener Experte für tertiäre Fossilien wird an dem Abend referieren.

Geologisch ist das noch nicht alles. Edelstein-Funde rund um Klingmühl, Bergheide und den Kiesgruben dazwischen, war ein weiteres Stichwort. Achate, Turmaline, Bergkristall, Amethyste, versteinerte Hölzer, Bernstein und selbst sogenannter Hornstein, ein polierbarer Kieseltorf. Und das alles in verschiedenen Farbvariationen.

In einem Sonderheft, dem Bergheider Heft Nr. 8, werden Beispiele der gefundenen Edelsteine und Halbedelsteine in einfacher Form vorgestellt.
Heft Nr. 8 der Bergheider Hefte.
Eine Reihe Sonderhefte des Finsterwalder Heimatkalender.

Manfred Rothe mit dem Sonderheft über
Funde von Schmucksteinen.
Auf der nächsten Finsterwalder Mineralien- und Fossilienbörse, am Samstag den 20. April 2024, können ähnliche Fundstücke erworben werden.

20:05 Uhr. Nach einer interessanten Stunde Vortrag, klingt der Abend mit den Fragen der Besucher aus.
Fragen der Zuhörer werden beantwortet.