Finsterwalder Heimatkalender auf Tour durch Finsterwalde – Massen – Tanneberg – Möllendorf und Ponnsdorf
Von seltsam mobilen Grenzsteinen, historischen Grabsteinen, einer Brauerei, Bratwürsten, anstehenden Hochzeiten, historischen Feldern, einem vergessenen jüdischen Friedhof und zwei alten Niederlausitzer Wall-Burgen.
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Treffpunkt Herta-Klause in Finsterwalde /Niederlausitz |
Bereits zum Anfang des Jahres hatte der Verein zur Förderung des Finsterwalder Heimatkalenders e. V. über die Tour recherchiert. Folglich wurde es ein umfangreiches Programm. Natürlich mit interessanten Themen.
Start war am Eingang der Herta-Sportplatzes. Noch mit kleinerer Gruppe, die aber im Laufe der Radwanderung noch anwachsen sollte.
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Weitere Heimatfreunde stoßen dazu. |
Erste Station an der Ecke Bayernstraße/ Dresdner Straße, ein Grenzstein zwischen den Gemarkungen Finsterwalde und Nehesdorf. Doch dieser wies eine seltsame Mobilität auf und schien besucherscheu zu sein.
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Gut versteckt, Grenzstein Gemarkungsgrenze Finsterwalde /Nehesdorf |
Trotz seines ordentlichen Gewichtes hatte er sich von der Gemarkungsgrenze deutlich entfernt und auf dem anliegenden Grundstück hinter eine Tanne versteckt. Sehr zum Missfallen der beiden anwesenden Bodendenkmalpfleger. Hier wird es wohl noch Post geben.
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Mit Sportsgeist das Vorauskommando auf dem Weg nach Massen. |
Weiter führte der Weg ins Industriegebiet Massen, zum Georgsberg. In dem historischen Sumpfgebiet hatten die Grundherrn von Betten, von Butyn, 1104 eine Wallburg unterhalten. Offenbar aufbauend auf einer slawischen Wallanlage, hatten die Ritter die Herrschaft über die umliegenden Ort übernommen. Doch bei den Ausgrabungen im Umfeld der Burg wurden nur Scherben deutscher Besiedlung und germanische Eisenschlacken gefunden. Slawischen Tonscherben bisher nicht. Mehr zur Burg in einem Heft zur Himmelfahrts-Radwanderung des Finsterwalder Heimatkalender aus dem Jahr 2005.
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Historische Wallanlage "Georgsberg" in Massen bei Finsterwalde. |
In DDR-Zeiten hatte ein LPG-Vorsitzender, in Unkenntnis der historischen Umstände, mit Hilfe seiner Planierraupe ein Bodensilo daraus gemacht. Daher auch die heutige Zweiteilung der Wallanlage. Bedauerlich, da damit auch zahlreiche Bodenfunde im Umfeld der Wallanlage verloren gegangen sind.
Nach einer kurzen Pause ging es weiter zum Turm in Massen.
Zwischendurch gab es noch einen Blick in den Dschungel entlang des Sumpfgrabens, einen Zufluss zum Ponnsdorfer Graben.
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Sumpfgraben-Dschungel in Massen. |
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Ein Teil der Heimatfreunde des Finsterwalder Heimatkalenders vor dem Massener Turm. |
Ein Gebäude was sicher mal als Mühle gedacht war, aber zum Trockenturm für Roh-Töpferwaren umgenutzt worden ist, was viele kleine Tonstäbchen im Umfeld des Turmes belegen. Auf denen wurden die Töpferwahren zum trocknen aufgestellt.
Vorbei an Europas größter Klobürste, wie die strahlende Schraube in der Bevölkerung genannt wird, der Kirche in Massen und dem Riedgraben-Teich zwischen Bahnübergang und Tanneberg, führte der Weg zum Landgasthof Tanneberg und der ersten Rast.
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Rast im Landgasthaus Tanneberg. |
Gestärkt führte der Weg zum Friedhof auf dem Tanneberger Eiskeller. Es dürfte der am höchsten gelegene Friedhof in der Region Finsterwalde sein. Hier hoffte der Verein zwei historische Grabsteine aus dem 18. Jahrhundert zu finden. Doch leider hat die Gemeinde Massen ihr Versprechen diese Grabsteine hier aufzustellen, noch nicht umgesetzt. Zu dem Fund der Grabsteinen später mehr.
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Grabanlage Alfons und Ursula Sonntag. |
Dafür war Gelegenheit das Grab der Familie Sonntag zu besuchen. Anschließend wurde noch der historische Teil an der Südseite des Friedhofes wurde besichtigt.
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Historischer Teil des Tanneberger Friedhofes. |
Von dort bietet sich den Heimatfreunden eine gute Aussicht Blick über die Riedgrabensenke mit ihrem Teich.
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Blick vom Eiskeller in die Riedgrabensenke. |
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Einige Heimatfreunde vor dem Weltkriegsdenkmal auf dem Tanneberger Eiskeller. |
Nächster Halt, Brauerei Brauerei Quassnigk, Tanneberg. Leider ohne Bier oder Doppelkaramel. Denn schon vor vielen Jahren schloss die 1876 gegründete kleine Brauerei. Immerhin waren deren Biere mal recht beliebt.
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Eintreffen vor der ehemaligen Brauerei Quassnigk in Tanneberg. Im Hintergrund noch der Telegrafenmast am Giebel. |
Leider war der aktuelle Eigentümer des Grundstücks der Brauerei nicht anzutreffen.
Einen Kilometer weiter an der Kreuzung Gröbitz – Birkwalde / Möllendorf – Tanneberg der nächste Stopp. Doch erst mal gab es, außer gut bestellter Felder, nichts zu sehen. Dabei befindet sich im Boden darunter ein historischer Friedhof. Zwei von Heimatfreund Steffen Vogel entdeckte historische Grabsteine, belegen das. Datiert wurden sie auf Anfang des 18. Jahrhunderts. Gegenwärtig sollen sie sich in der Verwahrung der Amtsgemeinde Massen befinden. Mehr war leider nicht zu ermitteln.
Das mehrere Dörfer in historischen Zeiten Gemeinschaftsfriedhöfe betrieben, war nach Auskunft von Manfred Rothe nicht ungewöhnlich. Erleichterte das doch die Unterhaltung der Anlagen deutlich.
Bevor es zur nächsten historischen Wallanlage geht, herzlicher Empfang am Bahnhof Möllendorf.
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Historischer Bahnhof Möllendorf /Niederlausitz. |
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Mittagspause im Festzelt Bahnhof Möllendorf. |
Zu den Heimatfreunden gesellte sich ein schnurrender Vierbeiner.
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Die Bahnhofskatze in Möllendorf. |
Schon in historischen Zeiten hatten Bahnhöfe und Stellwerke Katzen. Der Grund: Viele offene Kanäle für Kabel und Weichen- oder Signaldrahtzugleitungen. Eine Einladung für allerlei Ungeziefer. Anfang der Neunziger Jahre wurde der Betrieb der Eisenbahnstrecke eingestellt. Doch die Bahnhofskatze tut offensichtlich ihren Dienst bis heute.
Wer Möllendorf besucht, muss auch die Wallanlage aus slawischen Zeiten gesehen haben. Zumindest die Hälfte die davon noch übrig ist. Denn die östliche Hälfte wurde irgendwann abgetragen.
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Innenseite der slawischen Wallanlage Möllendorf /Niederlausitz. |
In Mitten der verbliebenen westlichen Hälfte der 1 200 Jahre alten Wallanlage, steht ein Weltkriegsdenkmal.
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Zugewachsen, das Weltkriegsdenkmal aus ergrautem Meißner Granit. Möllendorf /Niederlausitz. |
Leider sehr vernachlässigt und zugewachsen. Lobenswert, der Eigentümer der Fläche hat den Innenbereich der Anlage ordentlich gemäht.
Einer der Heimatfreunde entdeckte einen Sandsteinfindling mit violetten kleinen Flecken. Nach kurzer Besichtigung stellte er sich als Jotnischer Sandstein heraus. Alter zwischen 1,42 bis 1,27 Milliarden Jahre. Also nicht gerade ein alltäglicher Fund.
Weiter führte der Weg nach Ponnsdorf. Ziel war eine kurze Dorfbesichtigung. Doch in Anbetracht der brennende Mittagssonne, nahm man davon Abstand.
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Gasthaus Ponnsdorf /Niederlausitz. |
Dafür entschädigte eine fröhliche Jungesellinnenrunde unter dem Vordach der Gaststätte. Auf Nachfrage stellte sich heraus, die fröhliche Frauenrunde verdiente sich einen kleinen Zuschuss für die am Abend stattfindende Jungesellinnen-Feier.
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Die Freundinnen der Braut der beim Ausschank. |
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Natürlich gabs erfrischende Getränke. |
Zur Freude aller fand im Storchennest über dem Dorfanger gerade der Schichtwechsel statt.
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Storch-Schichtwechsel über dem Dorfanger Ponnsdorf. |
Noch ein anderer Aushang erregte Aufmerksamkeit. Das Bierpong Turnier, was der Ponnsdorfer Jugendclub organisiert. Auch eine gute Idee.
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Bierpong-Turnier Ponnsdorf. |
Einige Bratwürste und Getränke später ging es weiter in Richtung Süden, zur ehemaligen Kohlegrube Birkenwäldchen. Der Ältesten Kohlegrube der Stadt Finsterwalde. Heute eine Gaststätte mit einem Teich davor. Auf dem Weg dahin fanden die Heimatfreunde in den Wäldern beiderseits des Wegs Spuren mittelalterlicher Hochäcker. Wie es zu den mittelalterlichen Hochäckern kommt, hier eine Erklärung: Mittelalterliche Hochäcker
Aufgrund der ungewöhnlich hohen Preise der Gaststätte, entschlossen sich die Heimatfreunde nach kurzer Rast weiter zu fahren. Letztes Ziel der Tour des Finsterwalder Heimatkalenders, die ehemalige Siemens-Siedlung im Finsterwalder Norden. Heute ist dieser Teil Bestandteil der Heimstättensiedlung.
Entdeckung am Wegesrand, markante Kunst in der Heimstättensiedlung.
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Kunst in der Heimstättensiedlung. |
Markantes Gebäude im Zentrum ist ein etwa zu einem Drittel in den Boden eingelassener Flachbau.
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Teilweise im Boden versenkt, eine der Produktionsstätten der Siemens-Fabrik. |
Auffällig seine quadratischen Fenster. In der Umgebung mehrere Flache Wohngebäude. Sie alle waren in der Nazizeit Bestandteil eines Komplexes zur Herstellung von Elektromotoren.
Eine freundliche Nachbarin gab Auskunft über die Geschichte des Gebäudes. In einem späteren Heimatkalender soll mehr darüber berichtet werden.
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Aufmerksam verfolgen einige Heimatfreunde den Ausführungen der Nachbarin. |
Mittlerweile ist es Nachmittag. Es geht zurück in die Stadt, vorbei an einem etwas verwilderten Gelände am Westring.
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Letzter Halt, ehemaliger Jüdischer Friedhof Finsterwalde. |
Bei einem letzten Halt erläuterte Manfred Rothe noch das sich an dieser Stelle mal ein historischer jüdischer Friedhof der Stadt befunden haben soll. Irgendwelche Spuren sind davon nicht mehr zu entdecken.
Damit endete eine sehr interessante Himmelfahrts-Radwanderung 2024 des Finsterwalder Heimatkalender.